Make-up is not a mask!
Make-up is art!
Make-up is passion!
Make-up is expression!
Wenn ich mir den Titel dieses Beitrags so ansehe wird mir bewusst, dass ich viel zu lange zur Schule gegangen bin. Vier Jahre Volkschule, acht Jahre Gymnasium und dann noch drei Jahre Lehramtsstudium haben mich offensichtlich sehr geprägt. Denn ich kann gar nicht zählen wie oft in dieser Zeit von mir, meinen Mitschülerinnen und -schülern sowie Mitstudentinnen und -studenten verlangt wurde ein Buch, einen Text, meine Sommerferien, mich als Person oder was auch immer in wenigen Worten zusammen zu fassen. Es ist aber gut zu wissen, dass ich nun durch dieses jahrelange Training in der Lage zu bin einen wichtigen Tag in meinem Leben mit nur zwölf Worten zu beschreiben. Meine ehemaligen Lehrerinnen und Lehrer wären zwar bestimmt wahnsinnig stolz auf mich aber trotzdem möchte ich euch trotzdem noch etwas genauer erläutern wieso der 14.1.2017 so ein besonderer Tag für mich war, ist und für immer bleiben wird.
An besagtem Tag ging nämlich mein erster größerer Auftrag als Visagistin über die Bühne. Ich durfte die Maturantinnen des BRG Traun für ihren Ball schminken.
Ich selbst bin acht Jahre in diese Schule gegangen. Am 14.1 sind meine Vergangenheit als Schülerin und meine Zukunft als hoffentlich erfolgreiche Visagistin in der Gegenwart aufeinander getroffen. Das war schon irgendwie schräg :)
Am Mittwoch den 4.1 fand zuerst einmal das Probeschminken statt. Die Maturantinnen und ich trafen in meiner alten Schule das erste Mal persönlich aufeinander. Wir setzten uns in einem Klassenzimmer zusammen, um alles zu besprechen. Nicht alle der Maturantinnen nahmen meine Dienste in Anspruch, meistens aus dem Grund weil sie Frisur und Make-up bei ihrem Stammfriseur gleich in einem erledigen lassen wollten. Es kamen aber trotzdem acht junge Frauen zu dem Treffen die sich alle auf eine Zusammenarbeit mit mir freuten und für mich war klar, dass die Anzahl sowieso nicht höher hätte sein dürfen bei nur einer Person mit zwei Händen :) Ich kann zwar, wenn es darauf ankommt, schnell und trotzdem gründlich schminken aber bei dieser Anzahl war dann meine persönliche Grenze erreicht. Denn schließlich hatten wir ein begrenztes Zeitfenster zum Schminken, da die Maturantinnen an diesem Tag auch noch anderen wichtigen Verpflichtungen nachkommen mussten.
Ich ging mit jeder Einzelnen ihre Wünsche und Vorstellungen durch, denn mir war von vornherein klar, dass ich niemandem meinen Geschmack aufzwingen, sondern mich an die Wünsche meiner Kundinnen halten möchte. Diese Einstellung stößt aber manchmal an ihre Grenzen und ich musste manche etwas enttäuschen da die ein oder andere Vorstellung einfach aus den verschiedensten Gründen nicht umsetzbar gewesen wäre. Bei den meisten scheiterte es einfach an der Zeit. Bei anderen daran, dass mir Bilder gezeigt wurden auf denen ein Look zu sehen war, der zu der jeweiligen Person nicht gepasst hätte. In so einem Fall habe ich mir fest vorgenommen bei meiner Meinung und Einschätzung zu bleiben. Denn nur weil eine Schminktechnik gerade besonders angesagt ist, bedeutet das nicht, dass sie auch jeder Kundin steht. Meine Aufgabe als Visagistin besteht schließlich darin meine Kundinnen durch Make-up optisch noch zu optimieren und dabei geht es darum den jeweiligen Typ zu erfassen und daran angepasst zu schminken. Zudem stellen die Kundinnen meine Arbeit zur Schau und daher möchte ich keiner Kundin einen Look verpassen hinter dem ich nicht stehe. Diese Freiheit nehme ich mir heraus. Anders wäre es natürlich wenn ein Thema eingehalten werden muss wie z.B. bei einem Fotoshooting oder anderen Produktionen im Modebereich.
Danach schminkte ich eine der Maturantinnen zur Probe und versuchte sofort ihre Wünsche umzusetzen mit ein paar zusätzlichen Ideen meinerseits. Allen gefiel sofort der Lipliner in der Farbe Autumn Leaf mit dem ich nicht nur die Lippen umrandete sondern auch ganz ausmalte als Grundierung für den Lippenstift Nude Fashion.
Kommen wir nun zum 14.1 selbst, einem Tag der eben geprägt war von Nostalgie, Freude und neuen Erfahrungen.
Nostalgie deshalb weil ich nicht nur den Nachmittag zum Schminken sondern auch den ganzen Abend bis in die Nacht, am Ball selbst, in meiner alten Schule verbrachte, alte Schulfreundinnen und -freunde getroffen, ehemalige Lehrerinnen und Lehrer gesehen und mich einfach wieder in meine Schulzeit zurückversetzt gefühlt habe. Einige der Maturantinnen konnten meine Nostalgie überhaupt nicht verstehen doch ich versicherte ihnen, dass es ihnen spätestens in einem Jahr wenn ihr Maturaball dann ein Jahr her sein wird genauso ergehen wird. Egal wie sehr man sich doch während man zur Schule geht über alles beschwert, spätestens wenn mann im richtigen Leben angekommen ist und dabei spreche ich von Arbeit, Wohnung, Beziehung, Rechnungen bezahlen, Termine einhalten, usw fehlt einem die Schulzeit dann doch, denn da war alles irgendwie noch viel unbeschwerter und die Probleme viel kleiner. Nur während der Pubertät kommt einem halt jedes Problem wie der Untergang der Welt vor ;)
Bis zum Tag und den ca. drei Stunden die fürs Schminken geplant waren verspürte ich trotz extremer Nervosität große Vorfreude. Währenddessen war ich einfach voll in meinem Element mit all den Schminkprodukten, den Pinseln und den tollen Kundinnen mit denen ich mich nett unterhalten konnte. Zu dem Gefühl Freude gesellte sich während der Eröffnungsrede am Ball noch Stolz hinzu als ich als ihre Visagistin in meiner alten Schule vor all den Leuten erwähnt wurde. Spätestens in dem Moment wusste ich, dass sich alles was ich gemacht habe um dahin zu kommen gelohnt hat und am Ball selbst wurde ich schon für den nächsten Auftrag gebucht :)
Eine neue Erfahrung war es natürlich für mich so viele Frauen innerhalb von so kurzer Zeit zu schminken. Aber es war in keinster Weise anstrengend oder belastend für mich. Eine nach der anderen nahm vor mir Platz, wir besprachen noch einmal kurz die Vorstellungen und dann ging es auch schon los. Für jede der Maturantinnen waren 20 Minuten eingeplant und diese Zeit konnte ich trotz Unterhaltung nebenbei gut einhalten. Man muss auch dazu sagen, dass eigentlich alle kein allzu aufwendiges Make-up wünschten. Der kollektive Wunsch war eigentlich: Smokey Eyes in Braun und Gold, manchmal mit goldenem Glitzer, dazu Lippen in nude und natürlich eine gute Grundierung, etwas Highlighter, schön definierte Augenbrauen und etwas Rouge.
Neben all den positiven Seiten die dieser Tag mit sich brachte gibt es nur einen Punkt den ich in Zukunft anders machen möchte. Während ich die Maturatinnten schminkte, wurden Fotos von mir bei der Arbeit gemacht. Obwohl ich den Zeitplan genau eingehalten habe wurde es dann leider zum Schluss hin sehr stressig, weshalb keine Zeit mehr blieb Fotos von dem fertigen Make-up zu machen. Diesen Umstand bedaure ich sehr denn ich hätte gerne Fotos von meinen Arbeiten gehabt einerseits um daraus für das nächste Mal zu lernen und andererseits als Erinnerung.
Ein kleiner Trost in dieser Sache ist, dass auf dem Ball natürlich ein Fotograf anwesend war und deshalb gibt es dann doch das ein oder andere Bild von den hübschen Maturantinnen mit dem Make-up von mir. (Die Bilder findet ihr hier. Auf den Fotos 12, 88, 162 rechts, 181 rechts, 230 links, 235 sind die Maturantinnen die ich geschminkt habe zu sehen)